"Es ist angenehm, eine Pause zu haben. Mir schwirrt schon ganz der Kopf."
"Naja, es ist für Dich ja auch das erste Mal". Sie hatten das Grundstück des
alten Gehöftes, das in ihnen an diesem Wochenende als Tagungsort diente,
verlassen und hatten auf der alten Kopfsteinpflaster-Straße , die an dem
ehemaligen Bauernhof entlang führte, die Richtung zum Meer eingeschlagen.
Kai, der junge schlanke Mann, hatte die Hände in die Hosentaschen vergraben
und ging einwenig voran.
"Du wirst Dich an diese Wochenenden gewöhnen."
"Auf jeden Fall habt ihr eine ganz nette Gegend ausgewählt".
"Naja,
wir sind eigentlich immer woanders. Manchmal haben wir Glück und wir sind in
einer ganz netten Gegend - so wie hier, oder wir haben auch mal Pech und wir
sind froh, wenn wir es hinter uns haben."
Die schmale Straße führte zum
Deich, der in einiger Entfernung auszumachen war. Bis dahin führte die
Trasse durch eine lockere Bebauung alter landschaftlicher Gebäude, an
Hecken-umsäumten Gärten und alten knorrigen Bäumen entlang. Dahinter
begannen die endlos wirkenden Felder, die nun weitgehend abgeerntet waren.
Gelegentlich hörte man einzelne Vögel und von Ferne einen Traktor, der sich
durch eins der Felder hindurchpflügte.
"Guck mal, das alte Haus". Kai
war stehen geblieben und wies auf einen altes Backsteingebäude, dessen Dach
zu gut der Hälfte eingestürzt war. Verwitterte Balken ragten aus dem Dach.
Der Mörtel zwischen den Backsteinen war an manchen Stellen ausgewaschen, an
manchen Stellen erneuert. An mehreren Stellen waren Risse entstanden, die
zwischen den Fugen entlangliefen. Die Fenster waren von verwitterten
Holzladen verdeckt.
"Das sieht ja echt einsturzgefährdet aus", bemerkte
Ela, nachdem sie sich den gesamten Komplex eingehend angesehen hatte.
"Ja, das kann man wohl sagen. Es wird schon einige Jahre auf dem Buckel
haben. Und vielleicht ein großartige Vergangenheit. Und wieviel Arbeit da
drinsteckt. Erst mal der Plan, es zu bauen. Vielleicht so vor um die hundert
Jahre. Dann die vielen Bauarbeiter und Handwerker, die es errichtet haben.
Guck, allein diese Rundbögen aus Ziegeln über den Fenstern. Das ist noch
echte Handwerkskunst. Na, ja, dann wird es seine Blütezeit gehabt haben. Als
Wirtschaftsgebäude hier auf dem Hof und dann Krieg, Niedergang, wer weiß es.
Auf jeden Fall ist es nun seit langem dem Verfall preisgegeben, wie es
aussieht. Was meinst Du?".
"Ja, so wird es wohl gewesen sein. So hat
alles seine Zeit - die Dinge entstehen, haben ihre Zeit, in denen sie
genutzt werden und dann - wenn sich niemand mehr kümmert - ist ihre Zeit
gekommen. Das sieht so aus, als hätte Wind und Wetter dem Gebäude so
zugesetzt, dass es nun bald zusammenbricht."
"Naja, ein bisschen wird es
wohl noch dauern. Oh, da kommt ein Auto." Kai schob Ela mit einem sanften
Druck auf den Rücken in Richtung Fahrbahnrand.
Von Land her hatte sich
ein PKW genähert, der nun ohne sein zügiges Tempo zu drosseln an ihnen
vorbeizog. Im Fahrzeug saßen zwei junge Männer, der eine eine Zigarette im
Mund, der andere grinste breit, als .
"Ok, wir müssen wohl mal wieder.
Die Pause ist schon wieder vorbei. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Ich
muss schon sagen, ich bin einigermaßen überrascht, was ihr hier alles auf
die Beine stellt."